Seit dem 01. Januar 2023 unterstützen wir die junge Initiative
deren Projekt die Wiederaufforstung eines Kakaowaldes in der Sierra Nevada de Santa Marta in Kolumbien ist.
Seit Jahrtausenden wird die Sierra Nevada de Santa Marta, das 6.000 Meter hohe Küstengebirge im Norden Kolumbiens vom indigenen Volk der Tayronas und ihren Nachfahren bewohnt. Sie bezeichnen ihre Heimat als “Herz der Erde“.
Für die Initiative der Cacao Gardener war klar, dass ein Wiederaufforstungsprojekt nur in Zusammenarbeit mit den Tayronas durchgeführt werden kann, und ihre Kultur, ihre Bräuche und ihr Glaube respektiert werden müssen. Dabei geht es nicht nur um Respekt, sondern auch um den Wunsch der Cacao Gardener, von den Ureinwohner:innen etwas über das Verhältnis zwischen Mensch und Natur zu lernen.
Und so ist jeder Tag dieses Projekts ein Lernprozess mit den Ureinwohner:innen der Sierra: Sie sind ein Volk mit einer klaren Vorstellung vom Gleichgewicht, das für das Leben auf der Erde notwendig ist, und einem tiefen und einzigartigen Wissen über die Natur. Dazu gehört insbesondere das Ritual des
Pagamento
In diesem Blogbeitrag möchten wir euch mehr über das Pagamento, den unverzichtbaren Schritt zur Wiederaufforstung, erzählen. Worum geht es dabei genau? Wer führt das Pagamento durch? Wie und wie oft ist ein Pagamento notwendig? Hier erfahrt ihr alles darüber.
pagamento : worum geht es eigentlich ?
Kein Handbuch handelt davon, doch das Pagamento ist eine der wichtigsten spirituellen Praktiken der Tayronas. Dabei handelt es sich um ein Ritual, das auf Dankbarkeit und dem Kreislauf von Geben und Nehmen zwischen Mensch und Natur beruht. Es folgt dem Prinzip von “Ayni“, des Ausgleichs und der Gegenseitigkeit. Wenn wir etwas aus der Natur nehmen wollen, geben wir etwas dafür zurück – wir bezahlen sozusagen.
Das ist das Pagamento. Es ist mit der Einstellung der Tayrona verbunden, dass wir alle von Mutter Erde geboren werden, dass sie uns alles gibt, was wir brauchen: Wasser, Luft und Nahrung. Daher haben wir eine Verantwortung, uns um die natürliche Welt zu kümmern. Sich um unsere Umwelt zu kümmern ist eine Weise, sich um uns selbst zu kümmern.
Das Ziel von Cacao Gardener
Eine der Absichten hinter dem Projekt Cacao Gardener ist es, die Verbindung zwischen Kakaokonsument:innen und Kakaobäumen wiederherzustellen, und sich wieder des langen Prozesses bewusst zu werden, der hinter einer Tafel Schokolade oder einer Tasse Kakao steckt. Es geht darum, unsere Dankbarkeit gegenüber Mutter Natur für den Zugang zu diesem einzigartigen Produkt zu zeigen. Das Ritual des Pagamento passt genau zu dieser Intention von Cacao Gardener und goodmoodfood.
Neben dem deutlichen Wunsch, diesen Wald nach dem Glauben und den Praktiken der lokalen Bevölkerung wieder aufzuforsten, ist das Pagamento auch ein notwendiger Schritt für uns geworden.
Wer ist ein Mámo?
Der Pagamento wird immer von einem Mámo durchgeführt, d.h. einem spirituellen Führer der vier Nachkommenstämme der Tayronas: Kogui, Arhuaco, Kankuama & Wiwa. Ein Mamó ist ein Weiser, Ältester, Priester, Schamane und Heiler in einer Person. Mámos verbringen die ersten 18 Jahre ihres Lebens in der Dunkelheit, wo sie von den Alten ausgebildet werden. Sie lernen, in der Dunkelheit zu sehen und zu wirken. Die Tayrona leben in einem Zustand der irdischen Weisheit, der sich im Laufe ihres Lebens ständig vertieft.
Ihre Existenz schützt alles Leben auf der Erde, ein Planet, den sie als entscheidend für das Gleichgewicht des gesamten Universums betrachten. Aus diesem Grund nennen sie sich “Große Brüder und Schwestern”. Alle nicht-indigenen Menschen hingegen bezeichnen sie als “kleine Geschwister”.
Mama Miguel gehört zu den spirituellen Führern der Kogui
Die Tayronas und ihr Weltbild
Das einheimische Volk der Tayrona bewohnt die Sierra Nevada von Santa Marta seit mindestens 1000 Jahren. Sie sind eine der ältesten präkolumbianischen Zivilisationen. Sie lebten ursprünglich auf der Nordseite der Sierra Nevada und in den Küstengebieten. Im 16. Jahrhundert kamen Siedler in ihr Land und eigneten es sich an. Innerhalb von 25 Jahren wurden mehr als 80% der Bevölkerung von den Siedlern getötet. Die Überlebenden wurden entweder durch Vermischung mit den Kolonisten “integriert” oder zogen sich für mehrere Jahrhunderte in die Höhen der Sierra Nevada zurück, wo nun ihre Nachfahren leben, die vier alten Stämme der “Älteren Brüder”: Kogui, Arhuaco, Kankuama & Wiwa. Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts haben sie wieder Kontakt mit unserer Zivilisation aufgenommen.
“Die vier alten Stämme glauben, dass, so wie unser Körper den Herzschlag spürt, auch die Erde den Schlag des Herzens spürt. Alles, was in der Sierra Nevada de Santa Marta geschieht, kann vom Rest der Welt gespürt werden, denn für die indigene Welt ist alles miteinander verbunden.
Aluna nennen die vier Stämme die spirituelle Welt, den unsichtbaren Raum, in dem alles mit Gedanken erschaffen wurde, bevor es in der physischen Welt, die wir kennen, Materie annimmt. Jeder Stamm hat seine Mamas oder auch Mamos genannt, das sind die Männer der Weisheit, die von klein auf darauf vorbereitet werden, Aluna zu verstehen. Die Mamos lehren uns, dass es für ein Leben im Gleichgewicht immer einen Austausch geben muss, die Kunst des Gebens und Nehmens. Deshalb ist das Pagamento (rituelle Opfergabe) eine der wichtigsten spirituellen Praktiken für die indigenen Gemeinschaften im “Herzen der Welt.”
Ricardo Leyva
Juan, dem Sohn von Mama Miguel, auf dem Weg einer Kakaoplantage in den Hochebenen der Sierra Nevada de Santa Marta
Die Pagamentos von Cacao Gardener
Unter der Leitung von Mama Miguel vom Stamm der Kogui wurden in der Sierra Divina 3 Pagamento-Rituale durchgeführt :
- bevor die ersten Kakaosetzlinge aus der Baumschule auf das Feld gebracht wurden
- bei der Gründung der ersten Baumschule, die von der Initiative Cacao Gardener finanziert wurde
- & um den Segen für die Cacao Gardener und ihre Gemeinschaft zu erhalten.
Ricardo, Mama Miguel und Serap am Pagamento-Platz bei einem Blessing für den Cacao Gardener und den Cacao Wald im Herbst 2022. Mama Miguel singt für das Land und den Kakao.
Gebet von Mama Miguel für den Cacao Gardener und die kleinen Cacao-Bäume.
“In alten Zeiten schuf Serankua die Welt und gab jedem Stein, Berg und Fluss in der Sierra einen spirituellen Beschützer. Die heiligen Stätten sind durch die Linea Negra – die schwarze Linie – miteinander verbunden, die das uralte Gebiet abgrenzt und die spirituelle und materielle Welt der vier indigenen Stämme miteinander verbindet. Das Gebiet ist eine Quelle des Wissens für alle Aspekte des Lebens. Jeder heilige Ort hat einen bestimmten Zweck und sollte auf eine bestimmte Weise gepflegt und genährt werden. Die Mamos “lesen” diese Stätten und entscheiden, welche Opfergaben erforderlich sind, um die Gunst und “Erlaubnis” des Schutzgeistes zu erhalten oder um für seine Gunst zu bezahlen.”
Mama Miguel (rechts) betet für die Sierra Divina, er lädt Pflanzen und Tiere ein hier zu sein, ruft Wind, Regen und Sonne an, damit alles da ist, was der Cacao zum Wachsen braucht. Links steht sein Sohn Juan.
Mama Miguel führt ein Wasser-Ritual durch. Er wirft einen kleinen Kristall in eine mit Wasser gefüllte halbe Kokosnuss-Schale und beobachtet die aufsteigenden Luftbläschen. So erfährt er, welches Pagamento die Sierra Divina braucht.
Werde selbst ein Kakao-Gärtner:in
Cacao Gardener lädt Kakao-Liebhaber:innen ein, einen Kakao-Baum zu pflanzen (Patenschaft) und Teil des lebendigen Kakao-Waldes in der Sierra Nevada de Santa Marta zu werden. In Zukunft werden Freiwillige eingeladen, den Wald zu besuchen, dort zu sein und die mächtigen Kräfte zu spüren, die an diesem wunderschönen Ort auf dem Planeten Erde lebendig sind.
Wer einen Baum pflanzt, erhält ein wunderschön illustriertes Cacao Gardener ebook in Englisch oder Deutsch mit Kakaogeschichten, Ritualen und Rezepten sowie Einblicken und Illustrationen. Dazu gibt es eine 10-minütige Audio-Musik-Meditation, die mit Stimme und Handpan in das Herz des Kakaowaldes führt, und ein Cacao Gardener-Zertifikat mit dem Standort in der Sierra Nevada.